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Ausrede 07: Deindustrialisierung

Ausrede 07: Deindustrialisierung
Fahrrad ist Deindustrialisierung. Ausrede 7.

Dedede was bitte? Deindustrialisierung! Die droht Deutschland, wenn keine neuen Autobahnen unsere Felder und Flure durchfurchen. Denn wo keine Autobahnen sind, entstehen Kartoffeläcker. Dann ist finito mit dem schönen Leben, mit Waschmaschinen und medizinischer Versorgung und Kultur. Keine Couchgarnituren mehr, kein Fernsehen. Dann holen wir unser Wasser wieder vom Ziehbrunnen und die Wäsche waschen wir im Fluss. Und aus Hämmern und Bohrer werden Faustkeile und Steinäxte.

Vom Schachtelhalm ins Autozeitalter

Die Geschichte der Industrialisierung ist schnell erzählt. 100 Millionen Jahre lang waren nur Schachtelhalme auf der Prärie, dann kam das Automobil. Wenn wir weniger Autos produzieren, kippen wir sofort in die Schachtelhalmzeit zurück. Das weiß auch die Wissenschaft:

Wenn wir Kipppunkte erreichen, können wir nicht einfach sagen: wir schalten SUV-Technologie wieder ein

Maja Göpel, Politökonomin

Nicht substituierbar

Heroin kann leicht durch Methadon ersetzt werden, aber die Autoindustrie ist eben nicht so einfach substituierbar. Wir sehen das bei unseren deindustrialisierten wie demoralisierten Nachbarstaatsgebilden. Ohne Autoindustrie liegt alles darnieder. Ohne Autoindustrie kein Geld, kein Einzelhandel, kein Wohlstand.

Failed States: Dänemark, Holland, Schweiz

Was hat denn Dänemark? Nichts als Bier und Bettenlager! Was haben die Holländer? Nichts als Holzschuhe und Drogen! Was hat die Schweiz? Nichts als Bankenkriminalität und Käselöcher! Wollen wir so leben wie die da im Elendsgürtel? Nein, nein und nein! Wir rücken nicht von unserer Industrie ab, wir bleiben für immer Autoland. So wie unsere Vorfahren dem Webstuhl treu bleiben, sind wir dem Schalensitz treu.

Deindustrialisierung im Ausreden-Check

8 von 10 Punkten, in Kombination mit Ideologie 9 Punkte.
Tipp: Vor Ihrem Kindergarten droht eine Tempo-30-Zone? Dann Verstärken Sie vorhandene Deindustrialisierungs-Ängste in Ihrer WhatsApp-Elterngruppe. Oder lassen Sie sich mit ausgebreiteten Armen von einem Lokalreporter in einer Wohnstraße ablichten, in der das Gehwegparken jetzt auf einmal geahndet wird (obwohl es noch nie Probleme gab und die Feuerwehr bestimmt noch durchkommt). Gehen Sie dann in Ihrer Facebook-Gruppe aufs Ganze – es geht nicht nur um diese eine Straße, es geht um mehr: um die Deindustrialisierung Deutschlands.

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