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Ausrede 13: Aufm Land

Heute wird die Rad- zur Landkolumne. Tauchen Sie ein in das Landleben und lassen Sie sich von der Bukolik unserer Tage verzaubern! Mit dem Jeans Team, Johann Wolfgang von Goethe und einem poetischen Ausflug auf den Peloponnes (Πελοπόννησος). Teil 13 der großen Verkehrswende-Serie.

O Bauer, nimm mich mit

Oh Bauer
Nimm mich mit
Früh am Morgen
Auf die Felder
In die Sonne

Jeans Team 2005

Das Landleben ist von Traditionen geprägt. Zu den festen Ritualen gehören das Gedenken an die Sendlinger Mordweihnacht von 1705 und die Führerscheinsegnung der vierzehnjährigen Burschen. Dabei war die letztgenannte Tradition einst in Gefahr, und zwar in den Jahren von 1835 (Ludwigsbahn in Betrieb) bis 1994 (Deutsche Bahn AG in Betrieb). Was quälte sich in diesen anderthalb Jahrhunderten nicht alles durch Feld und Flur. Dampfende Nahverkehrszüge und kreischende Schienenbusse. Sonderzüge verschickten ganze Schulklassen bis in die letzten Winkel der Republik. Zum Glück sind die meisten Strecken heute stillgelegt und die Menschen auf dem Land vom ratternden Elend befreit.

Fahrlehrermangel nach dem Zweiten Weltkrieg

Ein großes Problem bei der Verlagerung des Verkehrs von der Schiene auf die Straße stellte der Fahrlehrermangel nach dem Zweiten Weltkrieg dar. Erst mit der Verabschiedung des Flurbereinigungsgesetzes (FlurbG) konnte die Not gelindert werden. Unter Verkehrsminister Kurt Gscheidle (SPD) wurden alle Jungmänner für sechs Wochen von der Feldarbeit befreit und zu Führerscheinkursen in den Landvolkshochschulen kaserniert. Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg. Archivalieneinheit Nr. 187.

O Autoblick verweile

O Autoblick verweile, du bist so schön

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Das Land und das Auto bilden eine Lebensgemeinschaft, die niemals wieder getrennt werden darf. Das Land lebt nicht ohne das Auto, das Auto lebt nicht ohne das Land. Autogärten zieren Straßen und Bäche, hinter jeder Hecke lugt ein kleiner Pickup hervor. Im Dorfbrunnen schlummert die Wasserstoff-Zapfstation. Und was gibt es schöneres als fröhliche Kinder, die im Mai um den Wunderbaum des Bürgermeister-SUV tanzen? Das Arkadien (Ἀρκαδία) unserer Tage ist ein wohl markierter Parkplatz-Hain.

Das Landleben im Ausreden-Check

Skill-Faktor: 10 von 10 Punkten. Die Lastenrad-Besserwisser aus der Stadt haben keine Ahnung vom Landleben und breiten nur ihre Ideologie aus. Wer anderer Meinung ist, hat noch nie an einem Sonntag einen Busfahrplan studiert. Powersatz für rurale Verkehrswende-Gegner: Was jetzt so ist, wird für immer so bleiben.

3 Gedanken zu „Ausrede 13: Aufm Land

  1. Ich möchte ergänzend darauf hinweisen, dass es für einen Pendler vom Land in die Stadt unmöglich ist, nur bis zum P+R oder gar bis – ich traue es mich fast nicht zu sagen – nächsten Bahnhof zu fahren, um dann gottogott! sich in die Fänge des monsterhaften ÖPNV zu begeben. Denn die DB wie auch konkurrierende Unternehmen verbieten mit der Strafandrohung von drei Jahren Kerkerhaft (hey, wir sind auf dem Land) einen Bahnhof per Pkw zu erreichen.

    Das Abstellen von Rädern am Stadtrand ist ebenso verboten. Daher muss die Autofahrt zwingend von der Wohntür bis zur Arbeitsstelle verlaufen. Sonst ist man aufgeschmissen auf dem Land.

    Es geht halt nicht anders. Da kann man nichts machen.

    1. Und die Kinder müssen bis zum Türrahmen des Klassenzimmers chauffiert werden..

    2. Mit dem Rad???
      Spinnst Du? Was soll der Nachbar denken?

      „Biste jetz aach aaner von dene Grüne oder biste aafach nur pleite? Hähähä.“

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