Die Welt ist in der Corona-Krise. Aber keine Panik! Wenn es um Krisen und Seuchen geht, sind Stoiker bessere Ratgeber als Paniker. Der römische Ober-Stoiker, Kaiser Marc Aurel (121-181) kennt sich da aus. In seinem Reich wütete nämlich die Pest.
Marc Aurel: Ruhe bewahren
Die Antoninische Pest wütete von 165 bis 180 nahezu im gesamten Römischen Reich. Marc Aurel propagierte die „unerschütterliche Ruhe gegenüber denjenigen Ereignissen, die eine äußere Ursache haben“. Ein guter Ansatz für das ganze Leben und mit Sicherheit für die Corona-Zeit, in der wir uns jetzt alle befinden. Panik löst das Problem nicht.
Mobilität in der Krise
Was sollte getan werden, um die Pandemie zu stoppen? Natürlich alles medizinisch Mögliche. Jetzt ist das aber hier die Radkolumne und nicht das Robert-Koch-Institut. Deswegen heißt die Frage: Wie sollte die Mobilität in der Corona-Zeit aussehen? Sie muss wohl eingeschränkt werden. Für alle, die nicht als Ärztin, Krankenpfleger, Verkäufer, Apotheker oder einem anderen systemrelevanten Beruf arbeiten, bedeutet das: Das Sofa ist jetzt der beste Aufenthaltsort, die Clubszene und der Urlaub müssen warten.
Krankenhäuser entlasten
Das Auto ist trotz des unbestrittenen Komforts ein problembehaftetes, weil unfallträchtiges Verkehrsmittel. Das Auto füllt unsere Krankenhäuser täglich mit Hunderten von Patienten. Was Andi Scheuers Verkehrsministerium ganz einfach tun sollte, um das medizinische Personal zu entlasten? Die Unfallzahlen senken. Das geht mit Tempolimits, also Tempo 30 innerorts, Tempo 80 außerorts und Tempo 120 auf der Autobahn. Ein guter Ansatz zur Entlastung des medizinischen Apparats wäre auch die Wiedereinführung des autofreien Sonntags.
Was das Jungraser-Problem lösen würde, und das nicht nur während der Pandemie: die Einführung eines Stufenführerscheins, ähnlich wie beim Motorrad. Denn mal ehrlich: Ein Auto mit 100 PS und mehr gehört einfach nicht in die Hände von Fahranfängern. Zu schnell ist mit den übermotorisierten Protzkarren ein Zusammenstoß passiert, und die Leidtragenden sind zumeist die zufällig anwesende Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer mit geringer Panzerung.
Fahrrad statt ÖPNV?
Der ÖPNV verhindert zwar Verkehrsunfälle, aber wegen der Ansteckungsgefahr ist das Rad jetzt das bessere Verkehrsmittel. Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs wären die Umwidmung von Straßen zu aufofreien Fahrradstraßen, und die Umwidmung von Fahrstreifen zu Popup-Bikelanes. Zudem sollten Verkauf und Reparatur von Fahrrädern während der Pandemie gestattet werden, natürlich mit einem Hygienekonzept für die Räume der Händler und Werkstätten. Zur Förderung des Radverkehrs würde auch eine Senkung der Mehrwertsteuer für den Fahrradhandel und eine Ausweitung von Leihsystemen beitragen. Ein Fehler wäre es allerdings, jetzt Radverkehr und ÖPNV gegeneinander auszuspielen. Für die Verkehrswende wird beides gebraucht.
Lastenrad statt Lieferwagen
Für Lieferdienste, die jetzt in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen stark nachgefragt werden, sind Lastenräder das ideale Transportmittel. Muskelbetriebene Cargobikes verschlingen keine, E-Cargobikes nur wenig Energie. Und beide Fahrzeugtypen sind sicher als Lieferautos. Eine Idee für alle, die im Home Office einen Liefer- oder Kurierdienst in Anspruch nehmen: Entscheidet euch für Anbieter, die auf Fahrrädern ausliefern.
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Moin und Gesundheit für alle!
Danke für diesen Artikel Kolumnenchef! Bin heute tatsächlich mit dem Rad zur Arbeit im Fahrradladen gefahren. Die Anzahl der Kunden -bei maximaler Umsetzung der Corona-Sicherheitsregeln- beweist die Systemrelevanz von Mobilitätsläden für den jetzt verordneten sozialen Individualverkehr! Nur das Fahrrad leistet diese Art der Fortbewegung ohne sich zu nahe zu kommen (vom zu Fuß gehen mal abgesehen, wobei man da schneller mal stehen bleibt, um zu reden)! Im Auto, sinnvoll natürlich mit mehreren Menschen besetzt ist 1,50 m Abstand noch schwerer umzusetzen, als im ÖPNV 😉
Stoisch dem Virus verbieten, mich krank zu machen gebietet der gesunde Menschenverstand (da helfen neben dem Radfahren auch die Vibes der Musik)
In diesem Sinne: bleibt gesund!
Gruß Bernd
Hallo Bernd G.
In Bayern sind die Fahrradläden per Verordnung zu, nur die Werkstätten dürfen offen haben. Wie ist das in Hessen? Dürft ihr weiterhin auf haben?
Grüße,
Bernd S.
Die Regelung ist wie in Bayern. Der Chef bemüht sich um strikte Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter und Werkstattkunden und informiert sich und uns über die aktuellen gesetzlichen Regelungen. Es ist halt viel umständlicher , aber wenn’s hilft…
In Bayern gilt:
Fahrradwerkstätten dürfen öffnen, weil sie nötig sind, um die Mobilität aufrecht zu erhalten.. Reparaturen und der Verkauf von Ersatzteilen sind erlaubt, nicht aber der Verkauf neuer Fahrzeuge. Quelle: Süddeutsche vom 20. März 2020.