Was sind Menschen auf Rädern doch für seltsame Zeitgenossen. In ganz Deutschland, von Sylt bis Berchtesgaden, werden sie hofiert. Von den Steuerzahlern werden ihnen Luxusradwege zu den Pedalen gelegt. Und trotzdem ist auf den Fahrradautobahnen niemand von ihnen zu sehen. Was sind die Gründe? Gibt es gar nicht so viele Pedalritter, wie die Ideologen immer behaupten? Oder sie sind Radfahrer einfach undankbar? Die Radkolumne hat recherchiert. Teil 24 im Ausredenbingo.
Fahrradstraßen in Serie
Sie sprießen überall hervor: Die Fahrradstraßen. Und sie werden immer mehr, denn die Verkehrsplanung kleckert nicht, sie klotzt. Fahrradstraßen entstehen in Serien. So werden aus einer Straße drei Fahrradstraßen:
- Fahrradstraße: Kreuzung -> 100 Meter Fahrradstraße -> Ende -> Kreuzung
- Fahrradstraße: Kreuzung -> 100 Meter Fahrradstraße -> Ende -> Kreuzung
- Fahrradstraße: Kreuzung -> 100 Meter Fahrradstraße -> Ende -> Kreuzung
Jesus und die wundersame Fahrradstraßen-Vermehrung
Dank der Expertenplanung sprießen drei, vier, fünf Fahrradstraßen hervor, wo bisher nur eine einzige Straße ihr kümmerliches Dasein fristete. Wenn Jesus heute auf der Erde wäre, er könnte von der Verkehsrpolitik noch viel über Vermehrung lernen. Brote und Fische waren gestern, Fahrradstraßen sind jetzt das große Ding!
Fahrradstraßen in Feld und Flur
Welch wunderschöne Routen für die Fahrradsaison gibt es heute an jedem Stadtrand und auf dem Land. Aber die Magistralen zwischen Friedhof und Wasserhäuschen werden ja von den Fahrrad-Hobbyisten links liegen gelassen. Tja, dann brauchen sich die Trampel auch nicht zu beschweren, wenn keine direkten Radwege von der Schule zum Schwimmbad gebaut werden. Oder vom Kino zum Eiscafe. Oder vom Supermarkt zur Stadtbücherei. Oder vom Rathaus zum Bahnhof. Oder von der Musikschule zum Markt. Oder von der Kirche zum Krankenhaus. Oder vom Friseur zur Apotheke. Oder vom Zentrum zum Stadion. Oder vom Wohngebiet zum Waschmaschinengeschäft. Die würden sowieso nicht benutzt.
Überflüssige Brücken
Am schlimmsten sind die dreisten Forderungen nach überflüssigen Brücken. Es gibt in jeder Stadt eine Stelle, an der noch niemand durch den Fluss geschwommen ist. Ausgerechnet da wollen pedantische Fuß- und Radritter ihre dämliche Brücke. Getoppt wird diese Absurdität noch durch Menschen im Rollstuhl, die genau da eine Rampe fordern, wo sie noch eine Treppe hochgefahren sind.
Da fährt eh niemand im Ausreden-Check
Skill-Faktor: 9 von 10 Punkten. Wo niemand fährt, wird niemand fahren. Powersatz: „Hier ist noch nie jemand über den Fluss geschwommen.Also brauchen wir keine Brücke“.