Folge 14 der goßen Ausredenserie zur Verkehrswende: Der Einzelhandel. Der ist aufs Auto angewiesen wie der Fisch aufs Wasser. In Holland spitzt sich die Versorgungskrise zu. Weil die Menschen nicht mehr zu den Supermärkten gelangen, brechen in Amsterdam Hungerrevolten aus. Lastkähne, die Poffertjes in die Elendsquartiere bringen, werden von Aufständischen geplündert.
Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein
Der Einzelhandel ist heute ein Großhandel. Verkauft werden zu 90 Prozent Güter, die auch beim besten Willen nicht mit dem Fahrrad oder gar zu Fuß transportiert werden können. Einzelhandel ist nicht ein Laib Brot und ein Paar Schuhe. Einzelhandel ist ein Bildschirm von der Größe des Isenheimer Altars. Oder wenigstens 100 Brote, 200 Schuhe und ein massiver Schuhschrank. Oder 500 Gläser Senf.
Einzelhandel ist Großhandel
Eingekauft wird in Kompaniestärke, denn da gibt es satte Rabatte! Deswegen ist Radfahren der Untergang des Einzelhandels und des Abendlands. Wenn sich das durchsetzt, werden die 500 Gläser Senf eben bei Amazon gekauft. Wo das Auto weicht, nimmt die Senfnot platz. Und dann ist`s vorbei mit Deutschlands Wohlstand. Dann haben wir die Deindustrialisierung. Das Schlüsselwort heißt Autohaltsqualität.
Von der Aufenthaltsqualität zur Autohaltqualität
Existenziell für den Einzelhandel ist die Autohaltsqualität. Hans-Jochen Glöckler, Inhaber der Wempe-Filiale in der Hamburger Waitzstraße, meint dazu:
Meine Kundinnen unnd Kunden sind schon etwas älter und bevorzugen Uhren mit eine, extragroßen Zifferblatt. In einen Fahrradkorb passen die nicht mehr rein.
Hans-Jochen Glöckler, Geschäftsinhaber in der Waitzstraße (Hamburg)
Verkehrswissenschaftler sprechen heute nicht mehr von der Aufenthalts- sondern der Autohaltsqualität. Fahrradfreie und fußgängerberuhigte Straßen sorgen für eine hohe Autohaltsqualität und mehr Platz für SUVs, Pickups und Autogastronomie (Drive-Ins). Bei Autohassern stoßen diese notwendigen Maßnahmen zwar auf Ablehnung, aber die Mehrheit befürwortet die Parkplatzstadt. Frei parken heißt frei sein.
Gegenseitige Rücksichtnahme für den Großeinkauf
Der blinde, ideologische Aktionismus mit seinen Umweltspuren verödet die Innenstädte und die Parkhauskultur. Wo kommen wir denn hin, wenn der Bleistift, das Käsebrot und die Bluetooth-Kopfhörer im Fahrradkorb transportiert werden? Die fallen doch raus! Und die Lebensmittel? Frieren in der Kälte ein oder gehen bei Hitze kaputt. Eines von beiden ist ja immer. Verkehrsberuhigende Maßnahmen schaden dem Handel und dem Wohlstand! Haben Sie schon mal einen Saudi radeln sehen? Nein! Und die haben ja wohl Geld. Das ist der Beweis! Ende der Debatte!
Der Einzelhandel im Ausreden-Check
Skill-Faktor: 8 von 10 Punkten. Der Einzelhandel ist ein gutes Argument, jegliche Einkäufe mit dem Auto zu tätigen. Denn auf Großeinkäufe gibts satte Rabatte und Geld ist immer knapp. Powersatz für Verkehrswende-Gegner: Was ich auch immer kaufe, muss ich mit dem Auto kaufen.