Früher war Ölkrise und alles besser, da gab es nämlich den autofreien Sonntag, und zwar an vier Tagen im Jahr 1973: dem 25. November und dem 2., dem 9. und dem 16. Dezember. Die Autobahnen waren leer und die Straßen voller Fußgänger und Radfahrer. Und alle Bürgerinnen und Bürger, auch die motorisierten, genossen sichtlich den Urlaub vom Auto.
Vier autofreie Sonntage
Es spricht auch heute nichts dagegen, an vier oder mehr Sonntagen das geliebte Gefährt in der Garage zu lassen. Vier autofreie Tage wären ein guter Anfang, die können PS-Fetischisten ohne Entzugserscheinungen verkraften. Und vielleicht lässt sich die Aktion später auf einen autofreien Sonntag pro Monat ausweiten. Zwölf autofreie Sonntage im Jahr wären zwölf Tage der Glückseeligkeit.
Sonntags gehört das Auto in die Garage
Das Szenario eines autofreien Sonntags: Die gequälten Anwohner an den Einfallstraßen genießen die Ruhe und die frische Luft. Sie frühstücken auf dem Balkon, sie lauschen dem Gesang der Vögel. Die Spaziergänger kommen ohne Slalom durch parkende Fahrzeuge zum Waldrand. Man hört wieder Kirchen- und Fahrradglocken statt Autolärm und Gezänk um Parkplätze. Am heiligen Sonntag wird weniger geflucht. Auf den Autobahnen flitzen die Velomobile mit 80 km/h, während die Rettungsdienste gemütlich Kniffel spielen. Weil sie nicht mehr gebraucht werden.
Keine erzwungenen Schwiegermutter-Besuche mehr
Und jetzt kommt das Allerbeste für Hardcore-Autofahrer: Petrolheads, ihr müsst an den autofreien Sonntagen nicht mehr zur Schwiegermutter. Kein Kaffee, kein Kuchen! Keine in Alufolien eingepackten Essensreste mitnehmen, die bei der Heimfahrt eure teuren Ledersitze versauen. Ihr könnt euch an den autofreien Sonntagen dem Polieren der Radkappen und dem Dezibel-Check des Klappenauspuffs widmen. Das geht auch im Stand. Deal?
Autofrei in Paris
Was hoffen lässt: Andere Länder bzw. Städte haben die Autofreiheit umgesetzt. Der süße Duft des autofreien Sonntags lässt sich schon jetzt schnuppern! Unter dem Motto „Paris respire“ (Paris atmet) präsentiert sich die Champs-Elysées an jedem ersten Sonntag in Monat als Fußgänger- und Fahrradzone. Auf dem zwei Kilometer langen Pariser Prachtboulevard darf dann stressfrei flaniert werden.
Savoir-vivre statt Stau!
Die 2016 gestartete Aktion „Paris respire“ geht auf Anne Hidalgo zurück, die erste Bürgermeisterin von Paris. Die couragierte Frau setzt sich auch für den Ausbau der Straßenbahn und des Fahrrad-Leihsystems Velib ein. Ihr erklärtes Ziel ist es, dass der Prozentsatz an Radfahrern in Paris bis 2020 auf 15 % ansteigt.
Vielleicht setzen sich ja mal die Genussfreunde von der FDP für den Import des französischen Lebensgefühls ein. Mehr Savoir-vivre könnten wir in Deutschland gut gebrauchen. Ein Vorschlag für das Motto: „Freiheit ist Autofreiheit“.
Ähnliche Beiträge:
Wäre das ein Fest! Eine schöne Vorstellung für mich sonntags mal mit dem Rad auf der A2 umherzugurken 😉
Aber auch jetzt kann man das erleben. Immer wenn .de bei der WM antritt ist es fast autofrei.
Ich muss auch wieder fast ein Jahr warten, bis ich auf der Autobahn radeln darf.. bei der Berliner ADFC-Sternfahrt geht das wieder, auf der AVUS und der Stadtautobahn… also dem zukünftigen Radschnellweg. Kann mich aber auch noch an die autofreien Sonntage von 1973 erinnern, so gerade noch. Meine Familie hat es genossen, obwohl wir keine Ökos waren 😉