Parkdruck, Parkplatznot, Parkplatzvernichtung … wir Bürgerinnnen und Bürger leiden entsetzlich. Wie kann dieses Problem gelöst werden? Vielleicht mit der Verwendung eines platzsparenden Gefährts? Ein Fahrrad ist ja schnell abgestellt, oder?
Parkplatzsuche als Schnitzeljagd
Denkste! Das leidige Parkplatzproblem besteht auch für uns Radlerinnen und Radler. Stellen wir nämlich den Drahtesel auf den Gehweg, so geht das zu Lasten der Fußgänger. Verhalten wir uns aber höflich und fußgängerfreundlich, so werden wir unfreiwillig zu Teilnehmern einer Schnitzeljagd. Geparkt werden soll nämlich nicht vor dem Haupteingang von Postfiliale, Bücherei oder Volkshochschule, sondern in irgendeinem grausigen Hinterhof. Zwischen Mülltonnen, Lieferanteneingang und Notdurftecke. Um den Weg dorthin finden, müssen wir im Fährtenlesen geübt sein und allerlei Pfeile interpretieren können. An der Herausforderung wird scheitern, wer seinen Karl May nicht gründlich gelesen hat.
Schlechte Ausschilderung
Damit das Abenteuer der Parkplatzsuche nicht zu einfach fällt, sind die Wege zu den Drahteselecken mit handkopierten und angeklebten Zetteln ausgeschildert. Das Budget für gestanzte und angeschraubte Schilder ist nämlich schon verballert – für die Verbotsbeschilderung. Man achte auf die Details: Der Wegweiser zu den Fahrradparkplätzen fliegt mit dem nächsten Windstoß auf die Straße. Das solide gestanzte und ordentlich montierte Verbotsschild hat hingegen nicht einmal Schraubenköpfe auf der Vorderseite. Damit sich da niemand zu schaffen macht. Das Verbotsschild prangt für die Ewigkeit. Es mahnt die Bürgerinnen und Bürger der Stadt vor entsetzlichen Strafen bei Zuwiderhandlung. Es hält das Haus im Inneren zusammen. Wer hier ein Rad abstellt, ist ein Extremist. Ein Zuwiderhandler. Ein Feind des Hausmeisters.
Parken am Rathaus
Und wie präsentiert sich die gute Stube der Stadt, das Rathaus? Für 90 Prozent der deutschen Rathäuser gilt: Der Platz für Fahrzeuge am Vordereingang ist für Autos reserviert. Und natürlich geht das Oberhaupt, der erste Bürgermeister, mit standesgemäßen Beispiel voran. Sein Platz ist gut ausgeschildert und nahe am Eingang. Das ist wichtig, damit er nicht zu spät kommt, wenn mal wieder eine Sitzung über Klima oder Radverkehr ansteht.
Militante Fahrradparker
Die beiden obigen Bilder zeigen, zu welchen militanten Mitteln die Radlerinnen und Radler in der Parkplatznot greifen. Da hat nämlich eine Dame ihr Fahrrad einfach mal in den Vorraum der Sparkasse mitgenommen. Okay, das ist zwar ein gutes Mittel, um Sparkassenräuber an der Flucht zu hindern, aber in Stoßzeiten nicht wirklich eine Lösung. Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern in der Schalterhalle sind da vorprogrammiert. Wie es besser geht, zeigt das andere Bild, es wurde vor dem Eingang einer anderen Sparkassen-Filiale aufgenommen. Die Fahrradbügel sind gleich neben dem Eingang angebracht und sogar vor Regen geschützt. So muss das sein. Bitte überall sowas zur Verfügung stellen. Dann bleiben die Räder aus der Schalterhalle. Versprochen!
Mehr Parkhäuser bitte!
An Rathäusern in Großstädten und Bahnhöfen sind Fahrrad-Parkhäuser eine gute Lösung für das Platzproblem. 2018 neu eröffnet wurde die Fahrradstation Karlsruhe, die obigen Bilder zeigt den 2020 in Betrieb gegangenen Fahrradspeicher an der Südseite des Nürnberger Hauptbahnhofs. Die Qualitätsmerkmale: Leuchtschrift auf dem Dach, Reparatursäule und Platz für Spezialräder. Im Bild ist das in der rechten Häfte zu sehen: Die Fahrradständer sind so weit voneinander entfernt, dass hier auch ein Lastenrad oder Liegerad Platz hat. Die Anzeigetafel vor dem Fahrradspeicher informiert über die ÖPNV-Verbindungen.
Parkhäuser gehören an Vordereingänge
So ein gelungenes Parkhaus würde natürlich auch die Nordseite (Innenstadtseite) des Nürnberger Hauptbahnhofs zieren. Da ist nämlich sehr viel Platz, sobald einige Fahrspuren gestrichen werden. Fahrradparkhäuser gehören an Vordereingänge. In Nürnberg und in jeder anderen Stadt.
Das größte Fahrradparkhaus der Welt
Zum Vergleich: Nürnberg hat 520.000 Einwohner, in Utrecht (Niederlande) wohnen 360.000. Am Utrechter Hauptbahnhof steht das größte Fahrradparkhaus der Welt. Platz hat es auf drei Etagen für 12.500 Fahrräder wovon 750 als Leihräder zur Verfügung stehen. Das ist auch gut für den lokalen Einzelhandel, denn die Kombination von Bahn und Rad sorgt für einen flüssigen Verkehr und für eine angenehme Atmosphäre in der Stadt.
Der Artikel ist wirklich gut. Man kann darüber lachen, wenn es nicht so ernst ist. Bei uns auf dem Land ist das Thema noch nicht so heiß. Aber in den Großstädten wie Leipzig habe ich es selbst schon gesehen. Das Thema Fahrradparken scheint noch in den Kinderschuhen zu stecken. Wenn ich noch einen Hundeanhänger dabei habe, wird die Parkplatzsuche noch schwieriger. 🙁
Viel Spaß beim Radfahren und immer genügend Luft im Reifen.
Liebe Grüße
Jens