Eigentlich ist die Verkehrswende ja ganz einfach – und in der Theorie sind alle irgendwie dafür: Weniger Autos, Stress und Stau. Mehr Fahrrad und ÖPNV. Aber der Teufel liegt bekanntlich im Detail. Wie soll denn das alles in der Praxis funktionieren? Die Radkolumne präsentiert in einer großen Serie die besten Verkehrswende-Ausreden. Los geht es mit einem Klassiker: der guten alten Waschmaschine.
Waschmaschine ist jeden Tag
Die Situation: Waschmaschinen, aber auch große Bildschirme, Kartoffel- und Zementsäcke sowie T-Träger müssen von der gesamten Bevölkerung täglich und persönlich transportiert werden. Lieferdienste sind nämlich noch nicht erfunden. Und es ist eine Mär, dass die alte beim beim Liefern einer neuen Waschmaschine entsorgt werden kann. Und die Kommune holt alte Waschmaschinen auch nicht ab. Und wenn, kostet es 500 Euro Gebühr.
Aufs Auto angewiesen
Die Rechtslage: Wer eine Waschmaschine kauft, verkauft, betreibt oder außer Haus reparieren lässt, ist zwingend auf ein eigenes und mit einem ausreichenden Fassungsvermögen ausgestattetes Gefährt angewiesen. Ideal ist ein Pickup. Der Waschmaschinentransporter muss 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag in Bereitschaft sein und darf mit maximal 20 Meter Distanz zur eigenen Haustüre parkiert werden, in Mietshäusern 20 Meter vor der Waschküche. Waschmaschinen dürfen nach einem Urteil des Verkehrsgerichts Wolfsburg (VGW/Aktenzeichen 0815) grundsätzlich nicht mit dem Lastenrad transportiert werden.
Waschmaschinenwende sichern
Das sagen führende Waschmaschinenhersteller: Die Verkehrswende darf nicht auf dem Rücken der Waschmaschinenbesitzerinnen und -besitzer betrieben werden. Das Wenden der Waschmaschinen hat absoluten Vorrang. Es wird sonst nämlich schnell unhygienisch in diesem Land! Den Fahrrad-Ökos mag das vielleicht egal sein, die Autohasser waschen sich sowieso nicht (und fahren alle bei Rot); aber die Mehrheit ist auf die Waschmaschine und das Waschmaschinen-Transportfahrzeug angewiesen. Der Hersteller Miele empfiehlt große weiße SUVs mit rundem Einstieg.
Die Waschschmaschine im Ausredencheck
Skillfaktor: 7 von 10 Punkten. Die Waschmaschine ist immer ein guter Opener! Rühren Sie damit die Trommel. Das Waschmaschinen-Argument wird sofort von allen verstanden und bringt die Diskussion um die Verkehrwende schnell in Schwung. Werfen Sie nicht mit komplizierten Fachwörtern um sich. Schleudern Sie los, um Fragen abzuwehren. Sie sind moralisch überlegen! Ihr mächtiges Waschmaschinen-Transport-Gefährt dient unmittelbar dem Erhalt der Volksgesundheit! Powersatz: „Ohne Auto kann ich nicht waschen“.