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Ausrede 09: Wo sonst?

Ausrede 09: wo sonst?
Wo sonst, wenn nicht hier? Ausrede 9.

Nummer 09 der großen Ausredenserie der Radkolumne: Wo sonst? Wo sonst kann ich parken, wo sonst kann ich fahren, wo sonst kann ich sein? Wohin kann ich mich wenden und wo kann ich mein Auto wenden? Große Fahrzeuge, große Fragen, große Antworten. Heute wird es theologisch (Jesus Christus), literarisch (Franz Kafka) und philosophisch (Martin Heidegger).

Jesus: Von der Herbergs- zur Parkplatzsuche

Am Heiligabend hören wir die Geschichte der Herbergssuche. Aber ist die Bibel noch zeitgemäß? Ja, denn die Herbergssuche von damals ist die Parkplatzsuche von heute. Für alle, die nicht in der Nähe ihrer Garage weilen, ist die Botschaft aktueller denn je. Die Not ist unendlich groß – damals und heute. Denn der Stall von Betlehem ist kein Ort für eine junge Familie, die Feuerwehrzufahrt kein Ort für den SUV.

Kafka: Plätze enstehen dadurch, dass wir sie beparken

Plätze entstehen dadurch, dass wir sie beparken

Franz Kafka

Der Schriftsteller Franz Kafka erkannte: „Plätze entstehen dadurch, dass wir sie beparken“. Trost und Aufforderung zugleich ist für uns Autofahrer diese unmittelbare Form der Schöpfung. Plätze entstehen dadurch, dass wir sie beparken. Straßen entstehen dadurch, dass wir sie befahren. Autofahrer sind die Gestalter der Welt. Wo ein Gehweg, ein Radweg oder eine Feuerwehrzufahrt war, transformieren sie die Topografie in eine neue Dimension.

Heidegger: Das Parken des Parkenden

Das Parken des Parkenden ist nicht selbst ein Parkendes

Martin Heidegger

„Das Parken des Parkenden ist nicht selbst ein Parkendes“, sprach der Philosoph zu seinen Studenten, während er gemeinsam mit ihnen das Geröll vor seiner Hütte in Todtnauberg mit Verbundsteinpflaster belegte. Für uns Alltagsmenschen heißt das: Wir sollen, ja wir können über Parkende nicht urteilen. Denn wo sonst sollten sie? Und wo sonst wären wir, wenn nicht mit dem Auto?

Wo sonst im Ausreden-Check

10 von 10 Punkten. Die Frage nach dem wo sonst ist so bedeutsam, weil sie vom Auto als dem Absoluten ausgeht. Das Gefährt, unser Gefährte, schwebt über den Gesetzen, den Banalitäten der Straßenverkehrsordnung. Sein und Zeit transzediert das Ich-in-der-Welt zum Auto-in-der-Welt. Powersatz: „Wo sonst existieren wir, wo sonst parken wir?“

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