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Die Rauschbrille des ADAC

Schriftzug Rauschbrille
Die Rauschbrille des ADAC.

Darauf wäre ich im Traum nicht gekommen, dass ich einmal eine Lehrstunde beim ADAC verbringen würde. Darf man sowas als Fahrradfahrer überhaupt? Man muss! Man muss sich in die Sphäre der Auto-darf-alles-Aktivisten begeben, um ihre Weltsicht zu begreifen. Also bin ich tapfer zu den großen ADAC-Zelten gegangen, die da auf einmal in der Fußgängerzone standen. Die ADAC-Verkehrserzieher waren auf Tour und die Radkolumne hat sich belehren lassen.

Die Rauschbrille

Was löblich ist: Der ADAC fühlt sich dazu berufen, an der Verhinderung der Verkehrsunfälle mitzuarbeiten. Die gefährlichsten Faktoren sind schnell ausgemacht: Geschwindigkeit und Rauschzustand. Da es Nachmittag und ich noch nüchtern war, wollte ich mich dem Rauschzustand widmen. Leider ging das nicht per ausgeschenkter Getränke, sondern nur mittels einer Rauschbrille, einem schweren Nasenfahrrad zur Simulation von Fahren unter Alkoholeinfluss. Intern wird das Ding auch Promille-Brille genannt.

Fahren unter Alkoholeinfluss

Erwartungsvoll hab ich den Alkohol-Simulator auf die Nase gesetzt, gleich mal satte 1,5 Promille eingestellt und wurde nicht enttäuscht. Ein geiles Gefühl … ich bin über einen Hütchenparcour getorkelt und hab mir auf die Schnürsenkel getreten. Was Wiederzubinden war eine echte Filigranarbeit. Ich dokumentiere meine Rauschsymptome:

Rauschsymptome

  • Eingeschränkte Sicht
  • Völlige Fehleinschätzung der eigenen Fähigkeiten
  • Verzerrte Wahrnehmung
  • Verzögerte Reaktion
  • Tunnelblick

Der Rauschzustand des ADAC

Radfahrer übersieht PKW
Der ADAC: „Radfahrer übersieht PKW“. Ist es nicht zumeist andersrum?

Zurück zum Veranstalter, dem ADAC: Problem des ADAC ist, dass seine Chefideologen ständig eine Rauschbrille tragen und von obigen Symptomen betroffen sind – freilich ohne sich dessen bewusst zu sein. Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Autoclub immer noch an seinen Mantren fest hält:

  • Radfahrer müssen einfach besser erzogen werden, dann verunglücken sie nicht so oft
  • Tempo 30 bringt keinen Gewinn bei der Verkehrssicherheit
  • Der tote Winkel ist ein Naturgesetz

Es ist Aufgabe des Autofahrers, seine Spiegel so zu positionieren, dass er beim Abbiegen den vorfahrtberechtigten Radfahrer im Blick hat. Es ist Aufgabe von Herrn Verkehrsminister Scheuer, den Abbiegeassistenten zur Pflicht zu machen. Und es ist Aufgabe aller Politiker, endlich Tempo 30 innerorts zur Regelgeschwindigkeit zu machen, weil bei einem Aufprall die Überlebenschance des Opfers erheblich höher ist als bei Tempo 50. Warum setzt sich der ADAC nicht dafür ein? Weil er die Brille nicht abnimmt.

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