Sind Sie schon einmal mit einem Pedersen-Fahrrad gefahren? Noch nie? Dann haben Sie in Ihrem Leben ein Glücksgefühl verpasst! Steigen Sie auf und spüren sie den Geist, die πνεῦμα (Pneuma), die dieses wunderbare Gefährt verbreitet.
Das Rad der Philosophen
Das Pedersen strahlt Erhabenheit aus. Das Pedersen ist das Fahrrad der Philosophinnen und Philosophen. Platon wäre Pedersen gefahren. Und natürlich auch Pythagoras – der mit den Dreiecksverhältnissen. 😉
Das Rad des Pythagoras
Pythagoras war Mathematiker, Musiktheoretiker, Philosoph und der erste Umweltaktivist des Abendlandes. Er beschrieb nicht nur die Berechnung des Dreiecks, der Vegetarier lebte und lehrte auch den achtungsvollen Umgang zwischen Mensch und Tier. Pythagoras glaubte an eine Welt in Harmonie. Der Philosoph und seine Anhänger wären heute begeisterte Pedersen-Fahrer. Eine besondere Freude hätten die Pythagoreer an der Rahmenkonstruktion – sie besteht nämlich aus exakt 21 Dreiecken.
Das Rad des Zenon
Ein weiterer begeisterter Pedersen-Pedalist wäre mit Sicherheit Zenon gewesen, der Gründer der Philosophie der Stoa. Sie wissen schon, die Stoiker sind die, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen – auch nicht durch hupende Autofahrer und Fußgänger auf dem Radweg. Der Pedersen-Fahrer ist kein Erzürnter, sondern ein Erhabener, ein Genießer. Kampfradler und -radlerinnen bevorzugen andere Modelle.
Die Renaissance des Pedersen
Das Pedersen-Fahrrad wurde erstmalig 1892 in Serie gebaut, aber erst ein Jahr später in Großbritannien zum Patent angemeldet. Leider ist es aber schnell wieder vom Markt verschwunden, da es nicht für Radrennen zugelassen wurde. Doch in den 1970er-jahren begann eine kleine Pedersen-Renaissance. Rahmenbauer wie Kemper, Pichler und Solling haben Fundstücke gesammelt und die Bauweise rekonstruiert. Ein wichtiger Wegbereiter für die Rückkehr des Pedersen war auch der 2017 verstorbene Fahrradbauer und Menschenfreund Kalle Kalkhoff.
Pedersen-Manufaktur & Treffen
Bis heute werden Pedersen-Treffen veranstaltet und neue Räder gebaut. Die Saarbrücker Pedersen-Manufaktur führt die Lebensaufgabe von Kalle Kalkhoff weiter.
In Großserie wird das Pedersen wohl nie produziert werden.
Es bleibt das Fahrrad der Philosophen – und Philosophinnen.
Fahren Sie es mit Gelassenheit – auch und gerade bei Gegenwind.
Philosophen wissen, dass sich der Wind immer wieder dreht.
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moin here,
das ist ja mal ein schöner Artikel über einen besonderen Fahrradtyp, und, dass mein Modell Pate stand freut mich natürlich sehr. Besonders mit den alten philosophischen Griechen hast du eine Geisteshaltung angesprochen, die sicher sehr zuträglich ist, wenn man ein solches Velo fährt. Man muss auch eine fast platonische Ruhe aufbringen, wenn man darauf angesprochen wird 🙂
Sehr gute Kolumne hier!
gruß bernd
Was hat das gekostet? Darf ich mal drauf fahren? Möchtest du mich heiraten? Also, wer an jeder Kreuzung auf sein Fahrrad angesprochen werden möchte, muss Pedersen fahren 😉 Vielleicht wäre das ein Ersatz für die Autoposer? Nochmal danke für’s Modell stehen .. sagt der Chef der Radkolumne.
Moin Bernd,
Aktuelle Fotos von dem o.g. Pedersen sehen nicht gut aus, es hat eine Wasserprobe in der Flut von Nordhessen/Niedersachsen/NRW genommen
… und ist hoffentlich nicht ernsthaft beschädigt, obwohl Tonnen von Wasser, Schlamm und anderen Gegenständen gedrückt haben.
Bilder folgen.
gruß bernd ( FahrradFreak)
Hallo Namensvetter, ich bau mal das Bild hier ein…
4 ganz wunderbare Gedanken zum Pedersen! Dankeschön!
Und ja: zum Pedersenfahren gehören Ruhe & Gelassenheit. Da werfen sich Menschen in den Weg, um zu fragen, was das für ein Fahrrad sei, Auf- oder Abschließen ist immer eine Gelegenheit, bei der ich auf das wunderschöne Rad angesprochen werde, heiraten wollte mich deswegen noch niemand, aber wer weiß, was noch kommt.
Auf alle Fälle macht Pedersen fahren wahnsinnig Freude, ich liebe dieses bequeme und absolut belastbare Rad, mit dem ich auch schon mal 6 Kisten Bier im Anhänger transportiere. In die 4 Satteltaschen kommen dann noch andere Einkäufe.