Lastenräder ausleihen. Das hat sich die Firma Sigo zur Aufgabe gemacht. Die Radkolumne hat bei Tobias Lochen nachgefragt, dem Geschäftsführer: Welche Motivation steht hinter sigo und welche Rahmenbedingungen braucht das Lastenrad?
Tobias Lochen im Interview der Radkolumne
Radkolumne: Hallo Tobias, du bist Gründer des E-Lastenrad-Verleihsystems sigo. Was hat dich dazu motiviert, dieses Unternehmen auf die Beine zu stellen?
Ich hab bis heute keinen Führerschein und wie jeder Mensch musste auch ich in meinem Leben immer mal wieder Dinge transportieren. Den Farbeimer für die Wohnungsrenovierung, den Kasten Bier für die Fete und den ganz normalen Wochenendeinkauf. Und da bin ich mit meinem normalen Fahrrad so manches Mal an die Grenzen des Machbaren gestoßen. Da habe ich mir sehnlichst ein Lastenrad gewünscht. Kaufen konnte und wollte ich mir als Student keins, aber ich hätte definitiv eins gebraucht.
Mir ist schnell klar geworden, dass es nicht nur mir so geht. Ein Beispiel: Von unseren 23 Mitarbeiter:innen besitzen nur fünf ein Auto. Das mag zum einen daran liegen, dass bei sigo Menschen arbeiten, die sehr fahrrad-affin sind. Aber zum anderen ist das ein rückläufiger Trend. Wir müssen heute nicht immer Dinge besitzen. Wir leihen sie uns, wenn wir sie brauchen. Und als mir das klar wurde, habe ich losgelegt und das erste Konzept für sigo geschrieben. Heute findet man sigo schon in 11 Städten. Nein, halt. Jetzt sind es 12. In Gelsenkirchen steht seit neuestem eine Station direkt vor dem Rathaus
Radkolumne: Thema Parkplätze … wie sieht das mit den Abstellmöglichkeiten für ein E-Lastenrad aus? Wo gehören die hin? An den Straßenrand oder auf den Gehweg?
Na, die gehören für mich erst mal in erreichbare Nähe, direkt und gut verriegelt vor die Haustür. Ich möchte ja mit meinen Einkäufen nicht noch lange Fußmärsche auf mich nehmen. Und wenn ich dann in der Innenstadt parke, gibt es für mich nicht nur die zwei Optionen Straßenrand oder Bürgersteig. Ich möchte in erster Linie keine Fußgänger:innen oder andere Verkehrsteilnehmer:innen behindern. In Stadtzentrum hoffe ich auf Fahrradständer mit etwas breiterem Abstand und langem Anschließbügel oder ausgewiesene Lastenradparkplätze. Das muss sich weiterentwickeln, wenn wir die Innenstädte entlasten wollen
Radkolumne: Was wünschst du dir von der Politik, insbesondere der Verkehrspolitik? Wie sehen die idealen Rahmenbedingungen für dein Unternehmen aus?
Nun, ich begrüße grundsätzlich alles, was die Menschen aufs Fahrrad bringt undvor allem jede Verkehrsmaßnahme, die das Fahren für die Radfahrer.innen generell leichter und sicherer macht. Sei es die Brücke über die befahrene Straße, Pop-up Radwege oder neue Verkehrsschilder, die speziell für Fahrradfahrer:innen und Lastenräder entworfen wurden.
Die staatliche E-Lastenrad-Förderung finde ich begrüßenswert, weil dadurch viele dieser Räder auf der Straße sind und Interesse wecken. Vielleicht veranlasst es den ein oder die andere ja, auf so ein Rad umzusteigen. Viele Menschen brauchen das Lastenrad aber nicht jeden Tag und besonders für Menschen in Mietwohnungen ist das Sharing-Modell die bessere Wahl. Denn wo soll man sein Lastenrad abstellen, wenn man keine Garage besitzt und zur Miete wohnt? Hier würde ich mir Förderprogramme vom Staat wünschen. Was ich mir zudem von der Politik wünsche, ist die Schaffung eines fahrradfreundlichen Klimas und die Wertschätzung aller Verkehrsteilnehmer:innen. Das hilft allen, die sich im Verkehr bewegen, vor allem dem Klima und all’ denjenigen, die die Städte beruhigen und lebenswerter machen möchten.
🙂 Vielen Dank für das Interview. Die Radkolumne wünscht dem jungen Unternehmen viel Erfolg! Standorte von Sigo gibt es aktuell (März 2021) in diesen Städten: Bochum, Darmstadt, Frankfurt am Main, Gelsenkirchen, Hannover, Kelsterbach, Langen, Neuss, Schwelm, Solingen und Wiesbaden.
Ähnliche Beiträge: