Stau in den Städten? Das muss nicht sein. Verkehrswende heißt, das ineffektive Auto durch das bessere Fortbewegungsmittel zu ersetzen – das Fahrrad. Gelingen kann die autofreie Stadt aber nur mit der entsprechenden Infrastruktur.
Neue Fahrradstationen
Wichtige Bausteine für mehr Radfahr-Komfort sind die Fahrradstationen. Die Radkolumne hat sich in der 300.000-Einwohner-Stadt Karlsruhe umgesehen. Hier wurde im Sommer 2018 etwas Neues eröffnet: die Fahrradstation Hauptbahnhof Süd.
600 Fahrräder statt 38 Autos
Angelegt wurde neue Fahrradstation in einer nicht mehr benötigten Tiefgarage direkt im Karlsruher Hauptbahnhof. Wo vorher 38 Autos den Platz belegten, können jetzt 600 Fahrräder parken. Die neue Anlage ist hell und freundlich, und auch an die Navigation wurde gedacht. Dank eines System von fünf farbigen Bereichen und am Boden angebrachten Leitlinien findet sich der eigene Drahtesel beim Abholen schnell wieder.
Reparaturplatz und Schließfächer
Die Karlsruher Station verfügt über vieles, was das Herz der Radlerinnen und Radler höher schlagen lässt. Hier gibt es weit mehr als eine Luftpumpe. An der Reparatursäule steht nämlich ein Basisset an Fahrradwerkzeug zur Verfügung. Damit lässt sich auch mal schnell ein Birnchen auswechseln oder ein Bremszug nachziehen. Die Inhaber von Dauerkarten freuen sich über die Möglichkeit, einen eigenen Spind anzumieten – mit Steckdose zum Aufladen von E-Bike-Akkus.
Lastenrad parken
Das Lastenrad ist ein guter Indikator für eine intakte Fahrradstadt. Wo viele Lastenräder unterwegs sind, hat die Verkehrswende Fahrt aufgenommen, die Wende von der autogerechten zur menschengerechten Stadt. In der Karlsruher Fahrradstation sind 16 Plätze für Lastenräder, Liegeräder und Räder mit Anhängern reserviert.
Moderate Parkgebühren
Parktickets für Tage, Wochen oder Monate gibt es am Automaten. Wer eine Semster- oder Jahreskarte benötigt, wendet sich an den Parkwächter. Der Schalter befindet sich direkt in der Unterführung des Karlsruher Hauptbahnhofs. Die Preise sind moderat.
- Tageskarte 1,00 Euro
- Wochenkarte 3,00 Euro
- Monatskarte 8,50 Euro
- Semesterkarte 30,00 Euro
- Jahreskarte 75,00 Euro
- Schließfach / Tag 1,00 Euro
- Schließfach / Woche 2,00 Euro
- Schließfach / Monat 5,00 Euro
- Schließfach / Jahr 30,00 Euro
Fazit: Einzelhandel und Gastronomie freuen sich über 600 neue City-Parkplätze. In Karlsruhe hat man mit der neuen Fahrradstation aber nicht nur ein Parkplatzproblem gelöst, sondern auch ein ästhetisches Zeichen gesetzt. Fahrradstationen dieser Qualität zeigen, wo Radler nicht nur geduldet, sondern willkommen sind. Jeder Großstadt sollte eine Fahrradstation nach Karlsruher Standard bauen. Ganz prima wäre sogar eine Quote: Für jedes Auto-Parkhaus sollte auch ein Fahrrad-Parkhaus errichtet werden.
Zu bemängeln ist in Karlsruhe alleine die Größe. 600 Stellplätze sind für eine Stadt mit 300.000 Einwohnern ziemlich knapp bemessen. In den Niederlanden wird in ganz anderen Dimensionen geplant und umgesetzt: Die Fahrradstation am Bahnhof der mit Karlsruhe vergleichbaren Stadt Utrecht wird gerade auf 30.000 Stellplätze aufgestockt.
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Guten Tag:)
Meiner Meinung nach müsste das Fahrrad fahren bzw. das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel viel mehr gefördert werden. Das Autofahren in der Stadt sollte unattraktiv gemacht werde. Kopenhagen ging ja bereits mit gutem Beispiel voran. Vor einigen Monaten habe ich eine Fahrraddemonstration in Basel für eine autofreie Stadt mit erlebt und finde das eine gute Idee. Ich finde es wäre wichtig so etwas auch in Karlsruhe zu veranstalten. Ich weiß nicht, ob ihr Standort sich in Karlsruhe oder Umgebung befindet, bzw. ob Sie dafür bereit wären. Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen.
MfG Sophia Rohrer
Einen schönen Ostermontag,
ich hab die Fotos auf der Durchreise gemacht, war also nur zufällig in Karlsruhe – aber sofort begeistert.
Ein bisschen Einblick in die Fahrradszene hab ich nur in Frankfurt, Kassel und Berlin. Mein Standort ist Würzburg, und da ist es richtig übel. Ich kann beispielsweise mit niemandem zusammen fahren, weil sich jeder anders durch das Chaos bewegt. Es wimmelt von Fallen und Mordstreifen, keine Mutter lässt hier ein Kind aufs Rad, die 500 Meter zum Fitnesstudio werden mit dem SUV gefahren. Am schlimmsten sind die Brücken, keine einzige ist vernünftig befahrbar, für Radler ist Würzburg in Ost und West geteilte. Die Situation verschlechtert sich zunehmend, obwohl immer mehr Leute radfahren. Meine Frust war der Anlass, die Radkolumne zu starten. Ich schaue neidisch auf andere Städte und sage mir dann: In 20 Jahren gibt es das in Würzburg auch.
Viele Grüße,
Bernd Schmitt