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Rettet das Bonanzarad!

Bonanzarad
Es ist Liebe: Das Bonanzarad. Bild: Stephan Kühn.

Born to be Wild! Was waren das für wunderbare Zeiten, in den 70ern, als das Bonanzarad die Hinterhöfe eroberte. Mit diesem Bike, bestellt aus dem Neckermann-Katalog, wurde jeder zum Easy Rider.

Bonanzarad-Look

Kennzeichen des Bonanzarads: 20-Zoll-Reifen, Bananensattel und Überrollbügel. Und natürlich der klobige Schalthebel zwischen den Beinen, für die komfortable Auswahl der drei Gänge. Vorne in der Gabel waren dann noch zwei riesige Deko-Stoßdämpfer eingebaut.

Bonanzarad ist Sound & Style

Für den richtigen Bonanzarad-Sound sorgten: Erstens ein mit Wäscheklammern am Rahmen befestigter Bierdeckel, der in den Speichen wie ein Maschinengewehr knatterte. Zweitens eines riesige Ballhupe. Die Anführer der Radposer-Gangs waren am wehenden Fuchsschwanz und den bunten Nabenputzringen erkennen. Und natürlich hatte der Leader of the Pack den höchsten und stylishsten Überrollbügel.

Bonanzarad ist Abenteuer

Das Bonanzarad war der Einstieg in das Abenteuer: Nachdem die Bonanzaposer im Hinterhof alle Blicke von den Balkonen auf sich gezogen hatten, ging es auf Tour durch die Nachbarschaft. Und dann zum Paradies aller Schrauber und Tuner – dem damals noch allgemein zugänglichen Schrottplatz.

Die Jugend gehört auf den Schrottplatz

Auf dem Schrottplatz wurden Fahrrad- und Motorrad-Bauteile ausgegraben und anmontiert. Aufgemotzt mit Lampen, Spiegeln und Wimpeln mutierte der Bonanza-Biker zum Easy Rider. Der Boom hielt allerdings nicht lange an, denn in den 80ern wurde der kultige Cruiser durch das BMX-Fahrrad verdrängt.

Rettet das Bonanza-Rad

Die Auferstehung des Bonanzarads ist in Deutschland einem gewissen Christoph Dieckmann alias Crazy D zu verdanken. Er hatte Ende der 90er-Jahre Rahmen und andere Bauteile ausfindig gemacht, die nach dem Bonanza-Boom im Lager des Herstellers Kynast verstaubten, und damit seinen eigene Fahrradproduktion gestartet. Nun gehen aber die Bauteile zur Neige. Crazy D hat ein Nachschub-Problem und über seinen Ponderosa-Bike-Store ziehen dunkle Wolken auf. Es stellt sich die Frage, wer die Produktion weiter betreibt. Deshalb sendet die Radkolumne einen flammender Aufruf an die Szene, an Liebhaber, Rahmenbauer und die Fahrradindustrie: Rettet das Bonanzarad! Rettet das Abenteuer!

Zeit wird es, das Bonanzarad endlich zum Weltkulturerbe zu erheben, also auf eine Stufe mit dem Tango Argentino und der Akropolis zu stellen. Sie halten das für übertrieben? Dann denken Sie daran, was das Bonanzarad seinen Fahrerinnen und Fahrern schenkt: ewige Jugend!

4 Gedanken zu „Rettet das Bonanzarad!

  1. Ich trage aktuell zur Rettung der Bonanzaräder bei. Ich restauriere sie von Grund auf Originalgetreu.

    1. Super! Kulturgut und Jugend retten!! Wo bekommst du deine Räder und Ersatzteile her? Flohmärkte?

  2. Habe heute ein Kalkhoff in blau bekommen,wo kriege ich Ersatzteile her

    1. Bei Crazy D …oder du probierst es mal bei ebay.
      Viel Glück, und coooooole Rides!
      Fuchsschwanz nicht vergessen!!

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