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Lastenrad für Einsteiger

Das Lastenrad. Fragen & Antworten zum Einstieg.

Juhu, auf den Straßen breiten sich die Lastenräder aus. Du hast auch schon mal überlegt, dir ein Cargobike anzuschaffen? Die wichtigsten Einsteiger-Fragen zum Lastenrad beantwortet dieser Beitrag:

Was ist der Unterschied zwischen Lastenrad und Cargobike?

Da gibt es keinen. Die einen sagen Lastenrad oder Lastenvelo, die anderen Cargobike oder Cargovelo. Das Rad ist aber dasselbe. Cargobike ist der internationale Begriff, Lastenrad der deutsche. Und Velo wird das Fahrrad in der Schweiz genannt.

Brauche ich für ein Lastenrad Führerschein & Versicherung?

Nein, kein Führerschein nötig! Bis zu einer Geschwindigkeits-Unterstützung von 25 km/h ist die Rechtslage wie beim Pedelec. Ein Lastenrad zählt als Fahrrad und nicht als Kraftfahrzeug. Das heißt: Führerschein und Versicherung sind nicht erforderlich und es darf dort gefahren werden, wo es auch mit einem normalen Fahrrad oder Pedelec erlaubt ist.

Sind Lastenräder elektrisch?

Lastenräder gibt es in beiden Varianten, also mit reiner Muskelkraft und mit elektrischer Unterstützung. Letztere werden auch Elektro-Lastenräder oder E-Cargobikes genannt. Viele Hersteller bieten das gleiche Modell mit oder ohne Motor an.

Cargobike Bullitt
Das Cargobike Bullitt ist mit oder ohne Elektroantrieb erhältlich.

Wie bremsen Lastenräder?

Die günstigeren Modelle mit Trommelbremsen, die edleren Lastenräder haben Scheibenbremsen. Bei hohem Ladegewicht, Rückenwind und Bergabfahrten sind Scheibenbremsen sicherer als Trommelbremsen.

Wie viele Räder hat ein Lastenrad?

Es gibt zweirädrige und dreirädrige Lastenräder. Die zweirädrigen, zum Beispiel das Bullitt, sind leichter und wendiger, die dreirädrigen stabiler. Lastenräder mit drei Rädern werden auch Lasten-Trikes genannt. Auf drei Rädern können natürlich auch schwerere Lasten transportiert werden. Tipp: Mit den Cargobike-Quartetten kannst du 64 aktuelle Lastenräder vergleichen.

Wie schnell fahren Lastenräder?

Für die Geschwindigkeit durch Muskelkraft gibt es keine Beschränkung, außer der Kondition der Fahrerin oder des Fahrers. Die elektrische Unterstützung funktioniert bis 25 km/h. Das Lastenrad unterscheidet sich da nicht vom Pedelec. Schneller als 25 km/h kann zwar gefahren werden, dann aber nur mit kräftigem Körpereinsatz, mit Rückenwind oder bergab.

Warum soll ich mir ein Lastenrad zulegen?

Da gibt es viele Gründe. Ein Lastenrad ist eine gute Alternative zum Auto, aber auch zu einem ganz gewöhnlichen Fahrrad. Die Vorteile gegenüber dem Auto: Am Stau vorbei fahren, einen Parkplatz finden, kaum Unterhaltskosten haben, kein TÜV, keine ASU, keine KFZ-Steuer, keine Versicherung. Die Vorteile gegenüber dem normalem Fahrrad: Du kannst die bewundernden Blicke der Nachbarschaft genießen und endlich für das nächste Cargobike-Rennen mit eigenem Fahrrad trainieren. 😉

Brauche ich als Handwerker ein Lastenrad?

Eindeutig: Ja! Mit dem Lastenrad transportiert der Bäcker seine Brötchen und die Installateurin ihre Werkzeuge. Mit dem Lastenrad bist du schneller beim Kunden oder bei der Baustelle als mit dem Auto. Außerdem sparst du die nervige Parkplatzsuche und kommst näher zum Objekt hin, musst also die letzten Meter nicht mehr schleppen. Beispiel: Du bist Maler und streichst Räume im dritten Stock eines großen Bürogebäudes. Mit dem Handwerkerbus kommst du, wenn überhaupt, nur bist zum Parkplatz oder der Eingangstür. Das Lastenrad bringt dich weiter. Wenn das Foyer groß genug ist, schiebst es bis zum Aufzug und hebst deine Farbeimer direkt von der Transportbox in den Aufzug. Ein Lastenrad erspart dir die Sackkarre.

Lastenrad
Ein Lastenrad von Riese & Müller.

Wenn du handwerklich begabt bist, hast du bestimmt auch Spaß am Schrauben. Das Lastenrad im Bild stammt in der Grundausstattung vom Hersteller Riese & Müller. Der Besitzer des Lastenrads hat nur die Basisversion gekauft und dann seine Transportbox selbst gezimmert und montiert. Lastenrad und Handwerk passen einfach gut zusammen, gerade für kleine, inhabergeführte Unternehmen.

Wie viel Kilo kann ein Lastenrad transportieren?

Robuste Lastenräder schaffen 100 und mehr Kilo. Damit können dann auch locker eine Waschmaschine, ein Kühlschrank und sogar ein Zementmischer transportiert werden. Die schweren Cargobikes sind dreirädrig, also Trikes. In der Gewichts-Oberklasse gibt es auch vierrädrige Modelle. Besonders große Lastenräder werden von Paketdiensten verwendet. In der Stadt ist das Lastenrad das effektivste und sicherste Mittel für den Güterverkehr bis etwa 250 Kilogramm Ladegewicht.

Kann ich mit dem Lastenrad einkaufen?

Ja, dafür ist es ideal. Ins Lastenrad passt nicht nur eine Getränkekiste rein, sondern wirklich auch der Wocheneinkauf für die ganze Familie. Dein Vorteil: Du kannst am Supermarkt-Parkplatz bis vorne hin fahren. Das Rad auf dem Bild, ein Babboe, hab ich Eingang vom Lidl entdeckt. Ganz praktisch für Räder, die keine geschlossene Transportbox haben, ist eine Regenplane.

Lastentad Babboe
Lastenrad Babboe, ein typisches Familienrad.

Ist das Lastenrad ein Enthusiastenrad?

Das war mal, die Zeiten haben sich geändert. Ein Lastenrad besitzen heute nicht nur Fahrradfreaks, sondern auch Auto-Umsteiger, Handwerker und Familien. Mit dem Lastenrad an der Kita vorzufahren ist cooler, als eine Elterntaxi-Stau zu produzieren. Die Kinder lieben es, und die anderen Eltern schauen neidisch oder fragen interessiert.
In fahrradfreundlichen Ländern wie Dänemark und den Niederlanden gibt es den „typischen Lastenradfahrer“ gar nicht mehr. Ein Cargobike ist dort ein Alltags-Verkehrsmittel und niemand denkt groß über die Benutzung nach. Für den Einkauf und für Familienfahrten wird es verwendet, weil es am praktischsten ist.

Wie populär sind Lastenräder?

Während Liegeräder und Velomobile noch als Spezialräder gelten, hat das Lastenrad seinen Exotenstatus abgelegt. Im Jahr 2020 wurden nach einer groben Schätzung der Radkolumne in Deutschland etwa 100.000 Lastenräder verkauft. Der Markt boomt, denn 2017 waren es nach Angaben den ZIV (Zweirad-Industrieverband) nur knapp über 20.000. Was auffällt: Ähnlich wie beim Auto werden die Markennamen immer wichtiger. Man fährt kein Lastenrad, sondern ein Babboe, ein Urban Arrow, ein Bullitt oder ein Riese und Müller. Im Trend liegen dabei Modelle, die mit stabileren Transportboxen ausgestattet sind und eine gewissen Schutz bei Unfällen bieten, zum Beispiel das E-Cargobike Carqon. Allerdings ist das bullige Bike nicht ganz leicht (ca. 60 kg) und nicht ganz billig (ca. 5000 Euro).

Wie lange gibt es schon Lastenräder?

Lastenräder sind keine neue Erfindung, es gab sie schon im die Jahrhundertwende, und zwar vom 19. ins 20. Jahrhundert. Leider sind sie nach dem 2. Weltkrieg durch die Automobilisierung immer weiter von den Straßen verschwunden. Eine Wiedergeburt erlebten die Cargobikes in den 1980er-Jahren dank der Fabrikation im autofreien Freistaat Christiania bei Kopenhagen. Die späten Hippies haben des Lastenrad vor dem Aussterben gerettet, aber das Hippie-Image ist verschwunden. Die Marke Christiania Bikes ist heute ganz einfach ein Gütesiegel für Lastenräder.

Kann ich ein Lastenrad ausleihen?

Ja, in vielen deutschen Städten gibt es ein kostenloses Lastenrad-Leihsystem. Oft ist damit irgendein Wortspiel verbunden, in Kassel nennt sich das Leihsystem Karla, wie Kasseler Lastenrad. Ein Verzeichnis aller deutschen Städte findest du hier: Lastenrad ausleihen.
Der freie Lastenrad-Pool in einer durchschnittlichen Großstadt besteht aus etwas drei bis fünf Rädern, die online gebucht werden können. Teils sind die Lastenräder mit, teils ohne elektrische Unterstützung. Für Anfänger ist es empfehlenswert, erstmal ein Rad ohne Motor auszuleihen.

Was kostet ein Lastenrad?

Ohne Elektromotor kostet ein Lastenrad etwa 1000 Euro aufwärts. E-Lastenräder beginnen bei ungefähr 2.500 Euro in der Grundausstattung. Hinzu kommen noch Ausgaben für zusätzliche Ausstattungen wie Transportboxen, Abdeckungen gegen Regen oder Kindersitze mit Anschnallgurten. Der Durchschnittspreis für ein wirklich solides Lastenrad mit elektrischer Unterstützung liegt bei etwa 4.000 bis 5.000 Euro. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt und auch in der gehobenen Preisklasse zwischen 5.000 und 10.000 Euro werden viele Lastenräder ge- und verkauft.

Was muss ich beim Akku beachten?

Bei elektrisch unterstützen Lastenrädern kann der Akku Probleme verursachen. Lithium-Ionen-Akkus sind nämlich temperaturempfindlich, bei zu niedrigen und zu hohen Graden können sie dauerhaft geschädigt werden. Empfehenswert ist daher, den Akkus bei Temperaturen unter 10 Grad herauszunehmen und in der Wohnung oder im Haus aufzubewahren.

Welche Probleme macht das Lastenrad?

Das Lastenrad selber macht keine, aber die Infrastrukur könnte besser sein. Auch Lastenräder werden geklaut, deshalb braucht es sichere und gut erreichbare Abstellmöglichkeiten. Anders als beim Rennrad kannst die ein Lastenrad ja nicht einfach mal eben in die Wohnung mitnehem. Ein Problem sind auch die schlechten Radwege und allerlei Hindernisse wie zu enge Poller und Absperrungen, die sogenannten Umlaufsperren.

Gibt es Kaufprämien für Lastenräder?

Ja, und die solltest du ausschöpfen. Auch wenn die meisten Kaufprämien auf gewerbliche Benutzer beschränkt sind, solltest du dich vor dem Kauf informieren. Das Fördersystem ist allerdings ziemlich kompliziert, denn es gibt kommunale, landesweite und bundesweite Förderprogramme. Achtung: Kombinieren kannst du die Programme nicht. Das heißt: Wenn du eine Prämie deiner Stadt erhalten hast, kannst du nicht zusätzlich andere Fördertöpfe auschöpfen.

Welches Lastenrad ist für mich das Richtige?

Das kommt auf deinen Einsatzzweck an. Ein E-Lastenrad ist das richtige, wenn du bergige Strecken fährst. Wenn du in der Ebene unterwegs bist und keine schweren Lasten transporieren willst, ist ein muskelbetriebenes Rad vielleicht besser. Du musst dich dann nicht um den Akku kümmern und das Rad ist auch leichter. Am besten vereinbarst du bei einem Händler mal eine Probefahrt. Denk dabei daran, deinen Ausweis mitzunehmen, denn kein Händler will das Risiko eingehen, dass ein Probefahrer mit dem Rad verschwindet.

Ist ein Lastenrad ein gutes Geschenk?

Zum 18. Geburtstag, zur Mittleren Reife oder zum Abitur ein Auto schenken? Diese Zeiten sind vorbei. Cooler für die Beschenkten ist ein Lastenrad! Aber bitte vorher checken, wie das mit der Unterbringung ist! Ein 60-kg-Carqon lässt sich nicht mehr die Kellertreppe hinunterwuchten. Wenn es nicht auf der Straße stehen soll, braucht es eine ebenerdige Zufahrt zu einem möglichst überdachten Stellplatz.

Was könnten die Kommunen für die Lastenrad-Kultur tun?

Finanzielle Anreize sind nicht alles, wichtiger ist eine gute Infrastruktur, sprich breite Radwege und eine Neuordnung des Straßenraums. Eine ideale Fahrradstraße ist autofrei und erlaubt auch das Überholen von Fahrrädern. Lastenradler, Radkuriere und Pedelec-Fahrer haben nunmal eine höhere Geschwindigkeit als Kinder, Hollandradler unnd Senioren.

Ich habe noch eine Frage zu Lastenrädern!

Du möchtest dir ein Lastenrad kaufen und nichts falsch machen? Du hast noch eine Lastenrad-Frage? Dann schreibe sie unten in die Kommentare!

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4 Gedanken zu „Lastenrad für Einsteiger

  1. Mein Onkel hat sich vor einiger Zeit Elektrolastenrad angeschafft und ist begeistert davon. In der Stadt ist es mit einem Auto viel zu kompliziert. Hier in Konstanz, wo das Wort Velo nicht ganz so unbekannt ist, dank unseren Nachbarn, ist das Lastenrad die perfekte Lösung. Gut, dass man kein Führerschein braucht, vielleicht kann ich mir auch eins anschaffen.

    1. Ja, gefällt mir supergut, was Konstanz jetzt hoffentlich bald umsetzt:
      – Bus, Bahn und Rad gut verzahnt
      – Autofreier Bahnhofsplatz
      – Weniger Autoverkehr
      – Neue Fußgängerzone
      – Besserer Zugang zum Bodensee
      – Mehr Fahrradstellplätze, geplantes Fahrradparkhaus
      – Zusätzliche Busspuren
      – Mietfahrräder und Lastenräder
      – Verbesserte Verkehrsführung am Altstadtring für Fuß- und Radverkehr
      Wow! Ganz große Anerkennung für Konstanz, da macht dann auch das Radeln Spaß! Und gerade auch fürs Lastenrad ist es ja wichtig, dass die Infrastruktur stimmt.
      Vom Konstanzer Konzept können sich viele andere Städte ’ne Scheibe abschneiden: Verkehrskonzept Konstanz.

  2. Was mir fehlt : Wo darf man parken? Wo nicht? z.B. darf ich das auf einen PKW-Stellplatz abstellen?

    1. Laut der Straßenverkehrsordnung gibt es da keine Einschränkung. Ein Lastenrad, oder auch ein gewöhnliches Fahrrad, darf auch dort parken, wo ein Auto (Kraftfahrzeug) abgestellt werden darf… jedenfalls auf öffentlichem Straßenland.
      Auf privatem Gelände, also zum Beispiel auf dem Parkplatz eines Supermarkts, legt der Betreiber die Parkregeln fest.

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